Previous Chapter Back to Content & Review of this story Next Chapter Display the whole story in new window (text only) Previous Story Back to List of Newest Stories Next Story Back to BDSM Library Home

Review This Story || Author: Michael Fuhs

Anna

Part 9

Kapitel 71


Es hat während dieser ersten paar Tage auf „Gemeinschaft“ den Anschein, als bestünde unsere Abrichtung zu wohlerzogenen Sklavinnen in erster Linie aus Strammstehen.

Vor dem Frühstück im Schlafsaal. Von vier Uhr früh bis um sieben Uhr: bewegungsloses Stehen neben den Betten. Warum lassen sie uns nicht länger schlafen? Wir sind alle so müde- warum nur dieses Stehen? Ohne sich zu bewegen, möglichst auch ohne zu gähnen, denn das kann einen Eintrag geben, wenn man erwischt wird. Ständig laufen Wachen die Gänge zwischen den Betten auf und ab, treten auf nackte Füße mit ihren Stiefeln, verteilen gelegentliche Ohrfeigen. Sonst tun sie uns eigentlich nichts, sie passen halt auf, wie es ihr Job ist. Ich glaube, sie wären auch froh, wenn sie noch schlafen dürften. Im Gegensatz zu uns sind es aber jeden Morgen andere, sie wechseln sich ab.

Danach eine ganze halbe Stunde zum Duschen und Zähneputzen, das Wasser ist warm. Anschließend Frühstück im großen Speisesaal. Wir brauchen es nicht selber zuzubereiten, dafür gibt es Haussklavinnen. Das Frühstück ist immer dasselbe; aber gut- selbst der Kaffee schmeckt. Hin und wieder gibt es auch Tee. Dann müssen eben alle Tee trinken. Wir dürfen auch leise reden miteinander. Die meisten ziehen es aber vor, zu schweigen.

Gleich am ersten Morgen setzt  sich Larissa neben mich, also die schlanke Schwarzhaarige, die mich schon mal angesprochen hat, damals, vor dieser ersten Prügelorgie.

„Hallo, erinnerst du dich noch an mich?“

„Ja, du bist doch die Larissa, oder?“

„Ja genau, und wie heißt du?“

„Anna.“

Schweigen, während wir unsere Brötchen mampfen.

Unvermittelt fragt Larissa: „Anna, wo warst du so lange? Ich konnte dich nirgends finden.“

„Ich war auf der Krankenstation.“

Eine Wache haut mir mit dem Gummiknüppel von hinten auf die rechte Schulter, aber nicht sehr stark.

„Quatsch nicht. Iß!“

„Ja, Sir. Verzeihung.“

Am liebsten würde ich ihm doch tatsächlich noch gerne danken, dass er nicht richtig zugeschlagen hat. Das unterlasse ich  wohlweislich. Ich bin ihm aber tatsächlich dankbar. Findet Ihr das komisch?

Danach Stehen auf dem Hof, bis in den Nachmittag hinein. Wir tragen Wollsocken und unsere Mäntel, die Kapuzen dürfen wir überziehen, da es windet. Die Kapuzen laufen oben spitz zu und wir sehen aus wie eine Schar zu groß geratene Zwerge.

Das Stehen ist eine Qual, zumal noch keine von uns auf der Toilette war. (Das darf man nur am Abend, von 20.00h Uhr an.) Es ist körperlich sehr anstrengend, die Beine sind nach ein bis anderthalb Stunden schwer wie Blei, die Füße brennen. Aber wehe der, die auch nur einen Muskel rührt! Die hat dann das Vergnügen, die ganz Nacht auf ihrem Spind sitzend zu verbringen. Oder gleich vor Ort Liegestütze, bis du kollabierst. Und einen Eintrag gibt es natürlich auch. Das hat mir Larissa noch zugeflüstert, während des Frühstücks, versteht sich. Während des Strammstehens sind alle Unterhaltungen natürlich strengstens verboten, wie auch anders?

Um ungefähr vier Uhr nachmittags eine warme Mahlzeit, wieder im Speisesaal. Sie schmeckt ganz gut. Es werden Nummern verlesen von welchen, die sich bewegt haben, meine ist auch darunter.

Es stimmt, ich habe so alle halbe Stunde vorsichtig und ganz langsam das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagert, weil mir mein Kreuz so weh tat an der einen Stelle, auf die damals der Spazierstock des Sir gesaust war. Der Schmerz ließ sich nicht anders aushalten. Ich dachte, es merkt keiner, und ich wäre das Risiko bestimmt nicht eingegangen, wenn ich irgendeine andere Möglichkeit gesehen hätte. Aber anders ging es nicht, und jetzt habe ich den Salat. Einen Eintrag, das heißt jetzt schon insgesamt acht „Verabredungen“ mit dem Zuchtmeister, und ich werde nicht schlafen können heute nacht, weil sonst falle ich vom Spind herunter. (Kommt häufiger vor laut Larissa, ständig haben welche Verrenkungen oder seltener Mal sogar Armbrüche.  Wird natürlich nicht so gerne gesehen, wegen der Wertminderung. )

Wie soll ich das Strammstehen nur künftig ertragen? Wie soll ich es aushalten, noch acht mal verdroschen zu werden? Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen.

„Wein nicht, Anna“, flüstert Larissa. „Iß. Und beweg dich halt morgen nicht mehr, o.k.?“

„Mein Kreuz“, flüstere ich zurück.

„Egal“, lautet die Antwort. „Mich hat meine Blase beinahe umgebracht. Ich hab mich nicht bewegt. Und du wirst es auch nicht mehr tun, kapiert?“

Sie macht sich offenbar Sorgen um mich. Was habe ich nur an mir, dass alle ständig glauben, sich Sorgen um mich machen zu müssen? Also alle, die es gut mit mir meinen.

Nach dem Abendessen dürfen wir uns tatsächlich hinlegen. Ich verabschiede mich von Larissa, die woanders liegt.

Ein Stöhnen liegt in der Luft, während alle auf ihre Betten kriechen. Offenbar bin ich nicht die Einzige, die ganz steif von dem langen Stehen ist. Ich muß dringend auf die Toilette. Noch drei Stunden. Ich würde gerne noch ein paar Worte wechseln mit der Frau, mit der ich das Stockbett teile (sie unten, ich oben), aber das ist verboten.

Ich schlafe ein. Auch das verboten. Wache wieder auf mit wirrem Kopf. Mein Mund ist ganz klebrig  und ich muß wirklich dringend pinkeln. Wie spät ist es?

Alle liegen noch. Also ist es noch nicht sechs Uhr. Denn danach ist wieder Stehen neben den Betten befohlen, bis zehn Uhr nachts, manchmal auch länger. Ab acht Uhr darf aber, wie gesagt, auf die Toilette, wer muß. Das sind natürlich alle. Immer zehn auf einmal dürfen gehen gehen,  weil es soviel Toiletten gibt. Dann die nächsten. Wer zu lange braucht, zieht den Unmut Aller auf sich.

„Beeil dich ja, hörst du?“, wie mir Larissa beim Frühstück zuflüsterte.

Aber noch ist es nicht soweit. Noch über zwei Stunden.

Wovon bin ich überhaupt wach geworden? Eine männliche Stimme rief was.

Da, ungeduldig schreit sie:“A/173/592K. Sofort herkommen!“

Ich kriege einen Riesenschreck. Bin ich das nicht? Ein Blick auf mein Armband sagt es mir: ja, das ist meine Nummer.

So schnell als möglich klettere ich aus dem Bett, wanke noch ganz schlaftrunken in Richtung auf die Stimme.

Da steht eine Wache im Eingangsbereich des Schlafsaales, neben sich drei dieser Kinder.

Ich stelle mich auf vor der Wache, nehme Haltung an. Gottseidank, er wirkt nicht direkt wütend, nur etwas ungehalten, mehr nicht. Er schlägt mich ins Gesicht, nur mit der flachen Hand, nicht mit der Faust.

„Das nächste Mal kommst du gleich!“

Nein, er ist wirklich nicht wütend, ich höre es an seinem Tonfall. Er macht auch keine Anstalten, mich aufzuschreiben. Danke, lieber Gott, danke.

„Ja, Sir. Ich bitte vielmals um Verzeihung, Sir.“

Er grunzt nur. „Kommt mit!“

Wir, die Kleinen und ich, setzen uns in Bewegung und folgen ihm. Jetzt kriege ich es doch mit der Angst zu tun. Was soll das? Wieso werden wir weggeführt?

Es geht ins Dachgeschoß. Von dort waren während des Tages manchmal Schreie zu hören. Offenbar werden dort Bestrafungen vollzogen. Kriege ich jetzt meine ersten Prügel? Wahrscheinlich, aber wieso sind die Kinder dabei?

Er schließt eine Tür auf. „Hier rein!“

Drinnen ist es geräumig. Der vertraute Anblick einer Bestrafungskammer: Prügelböcke, dreieckige Strafböcke, allenthalben Ösen und Metallringe an den Wänden und auf dem Boden, Flaschenzüge. Ein recht umfängliches Sammelsurium an Schlaginstrumenten hängt an einer Wand.

Ich höre ein Stöhnen, das ich aber erst zuordnen kann, als unser Führer das Licht anknipst.

Mit zusammengebundenen Händen hängt ein Mädchen von der Decke, sie ist nackt und unter ihr befindet sich eine Pfütze, die nach Urin riecht. Ihre Hände sind stark angeschwollen und blau- violett verfärbt und sie stöhnt ohne Unterlaß. Mein Gott, wie lange sie wohl schon so da hängt, die Ärmste. Ihre Augen sind ganz verdreht und schweißnasses Haar hängt ihr wirr ins Gesicht.

Die Kleinen fangen an, sich auszuziehen. Sie wissen offensichtlich, was von ihnen erwartet wird. Kinder in diesem Haus- wie schrecklich!

Ich will es ihnen gleich tun, doch der Wärter hält mich zurück. „Du nicht!“

Die Mädchen klettern jetzt auf so einen Strafbock, dessen spitze Schneide sich in die Scheide gräbt, wenn man auf ihm sitzt.

Sie setzen sich drauf, eine hinter der anderen, sie sind mager, eine  schon mit Tittchen, die anderen noch flach, und verschränken die Arme hinter dem Rücken. Der Wärter bindet sie mit Stricken zusammen. An ihren verzerrten Gesichtern erkenne ich unschwer, dass sie erhebliche Schmerzen auszustehen haben, sie geben aber keinen Laut von sich. Die Armen! Und was wohl mit mir geschehen wird?

Der Wärter geht und kommt mit einer dünnen, biegsamen Gerte zurück. Also doch Schläge. Aus Gewohnheit will ich mir den Rock nach oben nesteln.

„Ich habe doch gesagt- nein!“ Wieder der Wärter.

Ich bin verwirrt, was um alles in der Welt will er nur?

Er hält mir die Gerte hin, deutet auf die Kinder.

„Schlag sie! Schlag sie, bis sie bluten!“

Das darf doch nicht wahr sein! Das kann ich nicht, nein, das geht doch nicht. Meine Gedanken rasen. Was soll ich nur tun, was um alles in der Welt soll ich denn nur tun?

Zeit gewinnen. Mich dumm stellen. Und vielleicht habe ich mich ja wirklich verhört.

„Wie....wie meinen Sie, Sir?“, stottere ich.

„Hörst du schlecht? Schlag sie. Zehn Minuten lang. Überall hin. Sie müssen bluten.“

Zögerlich ergreife ich die Gerte.

„Aber Herr...Sir“, jammere ich kläglich, „was haben die denn angestellt?“

Der Wärter kommt mit seinem Gesicht ganz nah ran an meines, ich rieche sein Rasierwasser und wundere mich, dass er nicht einfach auf mich eindrischt.

„Sie haben Fangen gespielt! Im Speisesaal. Dafür werden sie jetzt bestraft. Und das machst DU!“

„Herr, bitte....“, flehe ich. Mehr fällt mir nicht ein.

Ich weiß, ich riskiere viel. Was ich mache, ist praktisch schon eine Widerstandshandlung. Unbegreiflicherweise bleibt der Wärter immer noch ganz ruhig.

„Entweder, du schlägst sie. Oder wir hängen dich neben die Andere. Überleg´s dir!“

Ich lege die Peitsche vor mich auf den Boden. Das erfordert all meinen Mut. Ich tue es dennoch, klopfenden Herzens.

„Sir“, erkläre ich ihm, (unaufgefordert, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an), „ich mach das nicht.“

Meine Stimme zittert und ich kann selbst kaum glauben, was ich eben gesagt habe, aber ich habe es und nun ist es nicht mehr rückgängig zu machen.

Ich weiß nicht, welche Reaktion ich von ihm erwartet habe. Aber bestimmt nicht, dass er weiterhin ruhig bleibt.

„So, du machst das nicht?“

Es schießt mir durch den Kopf, alles zurückzunehmen, meine gesamte Weigerung, aber nun ist es sicherlich ohnehin zu spät.

„Nein, Sir.“

Meine Knie geben nach und ich sinke vor ihm zu Boden.

„Bitte verstehen Sie doch....“

Ich weiß, ich bin schon so gut wie im Sklavengefängnis. Das ist es doch nicht wert. Die Kleinen zehn Minuten lang mit der Gerte zu schlagen, ist doch nicht so furchtbar. Dafür einfach mein Leben wegzuwerfen, nein, nein, ich muß alles widerrufen und...

Er beugt sich runter zu mir, faßt mich an den Ellenbogen, hilft mir auf.

„Komm mit“, meint er nur, mit ganz normaler Stimme.

Wir verlassen den Dachboden. Ich kann es einfach nicht glauben. War´s das? Akzeptiert er meine Weigerung? Bestimmt nicht, bestimmt geschieht jetzt was ganz Gräßliches.

Er läuft ziemlich schnell, ich haste hinterher.

„Sir, Sir, bitte, ich hab´s mir überlegt, ich will es tun, ich will es tun, bitte...“ Ich bin besinnungslos vor Angst.


Wir landen in einem Büro, er bietet mir sogar einen Platz an. Oh Holy Shit, was soll das nun wieder, diese gleichbleibende Freundlichkeit?

Der Wärter telefoniert, so leise, dass ich nicht verstehen kann, was er sagt.


Wir sitzen und schweigen.

Ohne das angeklopft worden wäre, öffnet sich die Tür und der Zuchtmeister betritt den Raum. Es ist kein Stuhl mehr frei. Schnell springe ich auf. Eine Sklavin kann doch nicht sitzen, während die Herrschaft stehen  muß....

Der Zuchtmeister packt mich bei den Schultern, drückt mich wieder zurück.

„Setz dich! Du stehst erst auf, wenn wir es dir gestatten.“

„Ja, Sir. Verzeihung, Sir.“


Die Beiden stehen jetzt rauchend in einer Ecke und unterhalten sich leise, ich sitze starr auf meinem Stuhl und wage nicht, mich zu rühren.


Die Tür öffnet sich wieder und der Sir betritt den Raum. Ich kriege einen so heillosen Schreck, dass mir was von meinem Urin abgeht aus meiner ohnehin zum Bersten gefüllten Blase. Verzweifelt beginne ich zu weinen.


Die beiden Anderen drücken ihre Zigaretten aus in einem Aschenbecher auf dem Schreibtisch.

Der Sir nimmt sich den freien Stuhl, zieht in heran zu mir, so dass er mir gegenüber zum Stehen kommt. Setzt sich rittlings drauf, starrt mir in die Augen.

„Die Anna, sieh mal an....“, meint er nachdenklich. Ein feines Lächeln spielt um seine Lippen.

Tot, tot, ich bin so gut wie tot. Meine Tränen hören auf zu fließen.

Ich sehe nur noch dieses Gesicht, die starrenden Augen, das grausame Lächeln. Es ist der Tod, dem ich ins Gesicht blicke.

„Anna“ fährt er überraschend sanft fort, „du weißt, was dir jetzt blüht, nicht wahr?“

Es fällt mir auf, dass er mich mit meinem Namen anspricht und nicht mit meiner Nummer.

Ich bekomme keinen Ton hervor, nicke nur. Senke den Blick.

Er faßt mich mit zwei Fingern unters Kinn, hebt meinen Kopf sanft wieder an.

„Ja, Anna, das war´s dann. Dein Leben ist vorüber. Du kommst jetzt in Einzelhaft, dann vor Gericht und dann ins Ergastulum. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich dort persönlich in deine Einzelteile zu zerlegen, du  renitentes kleines Miststück!“

Seine Stimme ist schneidend geworden mit einem Mal. Ich pisse mich vollständig ein. Mein Urin fließt und fließt und ich kann ihn nicht mehr halten, so sehr ich mich auch bemühe. Sacht tröpfelt er von der Sitzfläche zu Boden und es beginnt vernehmlich, zu stinken.

„Sir, bitte, ich bin jetzt doch bereit, diese Mädchen zu schlagen“, würge ich hervor. Als ob das jetzt noch einen Unterschied bedeutete.

Komischerweise scheint ihn das zu interessieren.

„Sieh mal an“, meint er, „sieh an. Das ist aber nett von dir. Bist du auch bereit, andere zu schlagen?“

Eine irrwitzige Hoffnung keimt auf in mir. Vielleicht kann ich dem Tod noch mal von der Schippe springen. Jetzt bloß nicht „nein“ sagen, nie mehr, nur noch gehorchen. Gehorchen, gehorchen, gehorchen.

„Ja, Sir- ja, Sir“, sprudelt es raus aus mir. Etwas in mir schreit: „Nein, nein“, aber ich höre nicht darauf, meine Angst ist viel zu groß. Ich will nicht sterben, ich will nicht, und schon gar nicht einen so bestialischen Tod, wie er mich im Sklavengefängnis erwartet. Dies ist meine letzte Chance, ich weiß es, wenn ich die verspiele, dann ist es geschehen um mich, dann heben sie mich auf diesen entsetzlichen Tisch aus dem Video, den Tisch, von dem du nie wieder runtersteigst und....

Wo bin ich? Ich liege auf meinem Bett im Schlafsaal. Habe ich alles nur geträumt? Nein, habe ich nicht. Ich entsinne mich noch deutlich, wie mir mit einem Mal schwarz wurde vor Augen. Ich bin  ohnmächtig geworden und dann haben sie mich hierher gebracht und aufs Bett gelegt. Ich wache in keiner Folterkammer auf, sondern einfach auf meinem Bett. Dankbarkeit durchflutet mich und unendliche Erleichterung. Mir schwinden wieder die Sinne...


Beim nächsten Frühstück setzt sich Larissa wieder neben mich

„Hallo Anna. Wie geht´s?“, lächelt sie mich an.

Was soll ich sagen?

Der Tag begann wie jeder andere. Ich stand mit den Restlichen drei Stunden neben dem Bett stramm, dann duschen, jetzt Frühstück.

Während des Stehens tat ich mir auf einmal unendlich leid. Was für ein vergeudetes Leben. Ich sollte mich umbringen. Dann haben sie keine Macht mehr über mich. Dann können sie mich nie mehr zu was zwingen.

Ich verbot mir dieses Selbstmitleid, versuchte nachzudenken. Ruhig und methodisch nachzudenken. O.k., sie haben dich zu ihrer Komplizin gemacht. Es gab keine andere Möglichkeit, du wirst tun müssen, was sie sagen. Du wirst deine Mitgefangenen schlagen, wenn sie es verlangen von dir. So einfach ist das. Und vielleicht war ja alles nur ein Bluff und sie verlangen es gar nicht wirklich, vielleicht reicht ihnen ja meine Bereitschaft. Aber das glaube ich nicht....

„He, Anna, träumst du oder was? Ich habe dich gefragt, wie´s dir geht.“

„Gut, ach Larissa, ich weiß nicht...“

„Anna“, sie schaut mir forschend ins Gesicht, „was haben sie getan mit dir?“

Wie soll ich es ihr nur erklären? Wie?









Kapitel 72


Den ganzen nächsten Tag wartete ich darauf, dass irgendwas Gräßliches passieren würde. Jedes Mal, wenn während des Hofstehens eine Wache in meine Nähe kam, begann ich zu zittern.

Es geschah aber nichts, außer dass einige von uns weggeführt wurden, keine Ahnung, weshalb oder wohin.

Vielleicht war´s das ja wirklich und sie waren jetzt überzeugt von meiner Bereitschaft, alle Befehle auszuführen und sie würden mich in Ruhe lassen und ich konnte von nun an in der Masse untergehen. Bestimmt war es so, bestimmt. Sie hatten gedacht, ich würde mich weigern, das hatte ich aber nicht, also nicht letztendlich. Das kleine Sklavenmädchen (komisch, dass mir diese Geschichte wieder einfiel jetzt) war ja auch manchmal ungehorsam gewesen und hatte dann doch gehorcht und ich erinnerte mich an eine Geschichte, in der Herr gesagt hatte: „Endlich gehorchst du und solange du das tust, wirst du auch nicht mehr geschlagen.“

Was dachte ich mir da nur zusammen? Das war doch eine Geschichte für Kinder. Ich hatte mir im Gegenteil den allerschlimmsten Ungehorsam geleistet und die wären ja blöd, wenn sie dächten, ich wäre geheilt von meiner Widersetzlichkeit.

Ich versuchte, hineinzuhören in mich. Sicher, ich wollte endlich aufs Wort gehorchen, aber das wollte ich doch schon lange und was hatte ich erreicht: nichts! Es wurde immer schlimmer mit mir, sogar der Sir hatte kommen müssen, damit ich endlich aufhörte, Widerstand zu leisten.

„Anna“, so sagte ich zu mir, „ganz ehrlich und Hand aufs Herz: wie sieht es denn wirklich aus mit deiner Bereitschaft, Mitgefangene zu mißhandeln, wenn es dir befohlen wird?“

Mies sah es aus damit, mies, ich würde es zwar tun, aber nur aus Angst und nicht, weil ich brav sein WOLLTE. Ich fühlte mich schlecht und schuldig bei diesem Gedanken.

Aber wißt Ihr, was eine andere Stimme in mir sagte? „Der Sir ist ein Verbrecher, ein Mörder und Sadist.“ So sagte sie. Ich konnte sie nicht zum Schweigen bringen. Ich bat Gott: „Bitte, hilf mir.“ Aber er half mir nicht und hat diese andere Stimme nicht zum Schweigen gebracht.


Wem das alles jetzt ein bißchen arg konfus vorkommt, also meine damalige geistige Verfassung meine ich, der möge sich doch bitte vor Augen halten, was ich schon alles hinter mir hatte zu diesem Zeitpunkt. Die Tage eine Qual und die Nächte- na ja. Viele in unserem Schlafsaal müssen von Alpträumen geplagt worden sein. Ständig ertönten irgendwelche angstvollen Schreie, an Durchschlafen war nicht zu denken. Abgesehen davon- in der Nacht davor hatte ich ja auch zu denen gehört, die „auf dem Spind sitzen“ mußten. Das war ganz wörtlich zu verstehen. Während die Anderen um zehn oder elf Uhr sich endlich hinlegen durften, mußten wir Missetäterinnen auf unsere Spinde klettern und die Nacht dort oben verbringen, ständig in der Gefahr, einzuschlafen und herunterzufallen. Alle naselang kam auch eine Wache und leuchtete uns mit einer Taschenlampe an, aber das half beim Wachbleiben und war eigentlich eine Hilfe. Ich bin jedenfalls nicht eingeschlafen und nicht hinuntergefallen und in dieser Nacht ist das keiner passiert.

Auf alle Fälle war ich so was von hundemüde am Ende dieses angsterfüllten Tages und da ich mir heute nichts hatte zuschulden kommen lassen, die ziehenden Kreuzschmerzen aushielt mit zusammengebissenen Zähnen, sehnte ich mich nach einem Ende des abendlichen Stehens.

Endlich hieß es: „Schlafenszeit!“

Wieder dieses allgemeine Stöhnen, während alle in ihre Betten krochen. Alles tat mir weh, alles, und es tat so gut, sich hinzulegen.

Da ertönte ein Ruf: „A/173/592K. Sofort herkommen!“

Das war ich. Mühselig kroch ich wieder raus aus meiner Koje. Das durfte doch nicht wahr sein. Lief schleppend rüber dorthin, wo der Ruf ertönt war. Eine Gruppe Wachen stand grinsend am Längsende des Saales und schien auf mich zu warten. Unter ihnen befand sich mein analer Vergewaltiger, der, der mich aus der Krankenstation weggeführt  sich noch an meinem Rektum gütlich getan hatte, Ihr erinnert Euch. Inzwischen wußte ich, beziehungsweise schloß es aus seinem Gebaren, Rangabzeichen trugen sie ja nicht, alle nur das gleiche schwarze Outfit, dass er sowas wie eine Kommandostellung innehatte unter den Aufsehern, ich glaube, er befand sich in der Hierarchie direkt unter dem Zuchtmeister. Den konnte ich jedoch nirgends erblicken.

Was wollten sie nur von mir?

Mein Vergewaltiger legte seinen Arm um mich.

„Komm mit, Anna. Leiste uns Gesellschaft.“

Also doch- sie wollten mich mißbrauchen, alle miteinander.

Na gut, ich wußte ja schon den ganzen Tag über, dass mir noch irgendwas Schreckliches widerfahren würde, aber ich empfand es doch als eine große Ungerechtigkeit. Konnten sie keine andere nehmen, eine, die nicht so müde war wie ich?

Ich ging mit ihnen mit, in ihren Aufenthaltsraum. Sowas hatten die nämlich. Mit einem biergefüllten Kühlschrank, ´ner Menge Unterhaltungselektronik, sogar einem Billiardtisch, und auch ein Dartboard an der Wand fehlte nicht.

Nun- heute würden sie das alles nicht benötigen, außer dem Bier, wie ich annahm, heute war ich wohl die Unterhaltung.

„Setz dich, Anna. Mach´s dir bequem. Ein Bier?“

„Ja bitte, Sir.“ Ich wagte nicht abzulehnen, obwohl mir Bier eigentlich gar nicht so sehr schmeckt. Ich hatte wieder diesen Knoten im Magen und ziemliche Angst. Das war mir alles nicht recht geheuer, gehorsam nahm ich auf dem mir zugewiesenen Sessel Platz.

„Laß das „Sir“. Bist doch jetzt eine von uns. Ich heiße Richard.“ Er stellte eine offene Bierflasche vor mich hin. 

Alle lachten. Ich verstand gar nichts mehr.

„Anna, zieh dich aus, wie haben eine Überraschung für dich.“

DAS verstand ich, auch über die Natur der „Überraschung“ hatte ich so meine festen Gewißheiten.

Ich sollte mich aber täuschen.

Einer öffnete einen Spind und entnahm ihm eine schwarze Uniform nebst Stiefelchen, alles ungefähr von der Art, wie sie es trugen. Nur eben viel kleiner gearbeitet, in meiner Größe, wie ich sofort erkannte.

Sie wollten also, dass ich diese widerlichen Aufseherklamotten anzog, die eine jede haßte.

Was hatten sie nur vor, welch grausamer Scherz verbarg sich dahinter?

„Na los, Anna. Zieh dich aus. Und dann das hier an.“ Richard tätschelte das Kleiderbündel.

Ich gehorchte. Trotz allem, obwohl sich schon so viele Männer an mir vergangen hatten in meinem kurzen Leben, war es mir noch immer peinlich, ihre Blicke auf meinem nackten Körper zu spüren. Hastig streifte ich  die verhaßte Uniform über, band die Stiefelchen zu. Im Unterschied zu ihnen hatte ich keine Schaftstiefel, sondern so eine Art Springerstiefel.

„Setz dich. Trink dein Bier.“

„Ja, Sir.“

Er haute mir eine runter.

„Du sollst doch Richard zu mir sagen!“

„Ja, Richard. Entschuldige bitte, Richard.“

Wieder lachte alles.


Der Abend verlief dann erst mal ziemlich eintönig. Sie nötigten mich, ziemliche Mengen Bier zu vertilgen, und soffen selber auch so Einiges. Die Unterhaltung, an der ich mich nicht zu beteiligen hatte, bestand überwiegend aus Zoten und aus der genüßlichen Schilderung von Schikanen und Quälereien, die sie den „Insassinnen“, wie sie uns nannten, heute zugefügt hatten.

Dennoch merkte ich, dass ich schon irgendwie im Mittelpunkt stand. Die Art und Weise, in der sie mich ständig zwangen, anzustoßen mit ihnen und einen „kräftigen Zug“ zu tun, die abschätzigen und lauernden Blicke, die mich immer wieder trafen, das alles verriet mir, dass da noch irgendwas im Busch war und dass ihre gewohnte abendliche Unterhaltung ein Stück weit nur vorgetäuscht war. Aber erst mal hatte ich nichts anderes zu tun, als mitzutrinken mit ihnen, und das tat ich natürlich auch, wenngleich ich mich bemühte, möglichst kleine Schlucke zu machen. Der Alkohol stieg mir dennoch ganz schön zu Kopfe, erstens, weil ich schon lange keinen mehr getrunken hatte und zweitens, weil ich mich müde und verwirrt fühlte. Alles begann zu verschwimmen um mich herum und ein nicht unangenehmes  Gefühl der Benommenheit stellte sich ein.

Plötzlich drückte mir jemand was in die Hand. Ich sah, dass es ein Gummiknüppel war.

„Auf, Anna, Insassinnen aufmischen. Bevor du uns noch einschläfst.“

Sie packte mich links und rechts unter die Arme und halfen mir auf.


„Danke, dank euch“, kicherte ich vor mich hin. Oh mein Gott, war ich betrunken.

Ich war aber noch fähig, aus eigener Kraft hineinzulaufen in den Schlafsaal. Dort wanderte ich eigentlich ziemlich ziellos auf und ab und konnte mich  nicht recht entsinnen, weshalb ich überhaupt hier war.

O.k.- mal überlegen: wir hatten ordentlich was getrunken und jetzt liefen wir durch diesen Saal, meine neuen Kumpels und ich, und hier schliefen ein Haufen Leute und meine Kumpels waren gar nicht leise, schrien und johlten und benahmen sich überhaupt nicht rücksichtsvoll. Besoffen wie ich war, war es mir trotzdem peinlich. Wenn die Leute nun aufwachten?

„Los, Anna, hau gegen die Bettgestelle, gegen die Bettgestelle sollst du hauen, mit deinem Knüppel“, rief da Richard. Jetzt fiel es mir ein; der eine hieß ja Richard. Ich schaute nach unten- richtig, ich hielt auch so ein Gummidings in der Hand.

„O.k., Richie“, antwortete ich lakonisch und tat ihm halt den Gefallen, wenn auch anfänglich eher zögerlich. Stimmt- nicht ich war mehr die Anführerin, wie früher bei meinen Mädels, das hier waren lauter Jungs (was mich entschieden nicht störte) und irgendwie gehörte ich jetzt zu denen  und der Richie, auch daran erinnerte ich mich jetzt wieder, war der Anführer und man muß tun, was der Anführer sagt, sonst wird´s nie ein ordentlicher Spaß. Meine Mädels mußten auch immer tun, was ich sagte und....

Plötzlich, ich war gerade dabei, es so richtig schön „läuten“ zu lassen, wurde mir der Knüppel aus der Hand gerissen. Larissa stand vor mir und starrte mich wütend an. „Laß das, Anna“, zischte sie.

„He, was soll das?“, protestierte ich lallend. Ich versuchte nach meinem Knüppel zu haschen, aber hatte natürlich keine Chance. „Dass´s doch nur´n Spaß!“ „Das ist kein Spaß, Anna, hör auf damit. Sofort!“

Unvermittelt stand Richie neben uns: „Gib ihr den Knüppel zurück, du Hure!“

„Ja, Sir.“ Larissa reichte ihn mir mit zitternden Händen. Sie war kalkweiß.

Der Nebel der Trunkenheit zerriß, der Alkohol summte zwar noch durch meinen Kopf wie tausend Bienen, meine Glieder fühlten sich schwer und ungelenk an, aber ich wußte auf einmal wieder, was Sache war. Ich schämte mich unsäglich vor Larissa und all den anderen Sklavinnen.

„Tut mir leid, Larissa“, murmelte ich. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken.

„Tut mir leid, tut mir leid,“ äffte mich Richard nach und gab mir einen unsanften Stoß in den Rücken. „Los, strafe sie!“

„Wie?“, meinte ich ratlos.

„Ich sag dir gleich, wie.“ „Du“, wandte er sich an Larissa, „faß mal um diese Stange hier!“ Er wies auf den eisernen Bettholm.

„Ja, Sir.“ Larissa gehorchte, sie zitterte am ganzen Leib dabei.

„Und nun“, sprach er zu mir, „hau ihr den Knüppel auf ihre frevlerische Hand.“

Ich blickte Larissa an, versuchte sie zu fokusieren, was schwierig war. Der Alkohol flutete mit erneuter Wucht über mich: „Nur´n bißchen, Larissa, nur´n bißchen. Tut nich´ weh. Wie beim Zahnarzt. Hättst mir den Dingens eben nicht wegnehmen sollen. Is´ meiner. Selber schuld.“ Das fand ich wieder witzig und mußte lachen. Dann drosch ich ihr auf die Hand. Ein kehliger Schrei war die Folge, der schrill wurde und gar nicht mehr aufhörte.

Nanu? War wohl doch´n bißchen zu hart gewesen. Ich betrachtete nachdenklich meinen Knüppel, als sei er schuld daran, dass er so ein Eigenleben führte. Aber es war wirklich so, dass ich den Schwung echt unterschätzt hatte. Das war keine „Wasserbombe“ (so nannten wir wassergefüllte Kondome), wie wir sie uns früher zum Spaß über den Kopf gehauen hatten, was dann jedesmal viel Gelächter gab, wenn eine platzte.

Larissa schrie und schrie, hielt den einen Arm am Ellenbogen in der Waagerechte, seltsam schief und verrenkt baumelte die Hand am Handgelenk. Sie sah auch so blau und angeschwollen aus. Mich überkam ein übles Gefühl.

„Larissa...“, sagte ich und griff instinktiv nach ihrer verletzten Hand, was einen erneuten Aufschrei hervorrief.

Richard faßte mir von hinten auf die Schulter. „Laß gut sein, Anna, das reicht.“

Alle anderen Aufseher umringten unser kleines Grüppchen grinsend und lachend: „Guter Schlag, Anna!“ „Ja, da steckt Mumm dahinter!“ „Geil. Hast ihr die Hand gebrochen.“ „Echt heavy!“ Und dergleichen.

Verstört setzte ich mich auf eine freies Bett. Was hatte ich nur angerichtet?















Kapitel 73




Ich bin jetzt eine Hilfsaufseherin- ganz offiziell und allen kundgetan während des Strammstehens. Ich schlage meine Mitgefangenen und den jüngeren, also denen, die es noch nicht so richtig können, bringe ich Kochen und Servieren bei. Die sollen ja nicht nur Gehorsam  lernen hier, sondern auch sonst noch was.

Die „Ausbildung“ besteht neben den bereits erwähnten stupiden Übungen, die dich lethargisch und fatalistisch machen sollen, aus Schlägen und mannigfachreicher Abrichtung zu diversen Zwecken. Und aus sadistischen Quälereien, wenn eine nicht hundertprozentig spurt.

Manche werden auch zu Hilfsaufseherinnen gemacht, damit sie den anderen was beibringen. Warum ich, statt dass sie mich völlig fertigmachen- keine Ahnung.

Ich habe acht Mädels unter „meinem Kommando“, so heißt das tatsächlich. Sie sind zwischen dreizehn und fünfzehn, mit einer Ausnahme, die ist schon achtzehn. Die kann angeblich nur ganz beschissen servieren, deswegen ist sie auch hier. Ansonsten ist sie brav und wirkt eingeschüchtert.

Richie „steht mir zur Seite“.

„Wenn du´s dann besser kannst, Anna, dann lassen wir dich auch alleine machen, am Anfang ist es besser, wenn immer wieder noch wer dabei ist, o.k.?“

Dagegen habe ich keine Einwände, schon weil ich mitnichten vergessen habe, dass ich trotz meines schicken Outfits immer noch eine Sklavin bin. Daran erinnert mich schon meine Ohrmarke, wenn ich in den Spiegel schaue. Oder mich am Kopf kratze.

Meine neue Position gefällt mir eigentlich. Wenn ich an anderen Sklavinnen vorbeigehe, weichen diese vor mir zurück, geben mir den Weg frei. Kein erkennbares Anzeichen von Unmut wegen dieser Geschichte mit Larissa. (Gottseidank sehe ich die nicht mehr. Ist sie im Krankentrakt? Wahrscheinlich. Das gibt mir Zeit zum Überlegen. Das habe ich echt nicht gewollt und irgendwie werde ich ihr das beibiegen müssen.)

Auch das mit dem Schlagen fällt mir nicht mehr so schwer. Ich haue sie nur, wenn sie was falsch gemacht haben, offen ungehorsam ist sowieso keine. Ansonsten versuche ich, alles so freundlich wie möglich zu erklären und lobe sie auch mal. Die sieben jüngeren scheinen mich sogar zu mögen, Schläge sind sie ja gewöhnt, Freundlichkeit hingegen nicht. Die Achtzehnjährige kann ich nicht einschätzen, sie hat aber Angst vor mir, entschuldigt sich ständig tausendmal wegen irgendwas, wie ich mich früher bei meinem Herrn. („Was heißt hier früher“, rufe ich mich zur Ordnung, „du  mußt zurück zu ihm, Anna, vergiß das nicht!“)

Wenn der Richie dabei ist (mit dem schlafe ich jetzt übrigens regelmäßig, und zwar nicht nur, weil er es will), kann  ich natürlich nicht so nett sein.

Heute steht „Servieren“ auf dem Programm.

Wir verdreschen die Mädchen erst mal mit abgeschnittenen Gummischläuchen. Nur so zur Einstimmung. Ich haue auch ordentlich zu, der Richie soll mich nicht für ein Weichei halten. Inzwischen weiß ich aber, wie stark man zuschlagen darf und wohin besser nicht. (Kopf, Gelenke und die Nierengegend. Auch wenn viele auf den Kopf hauen, sogar mit dem Schlagstock. Ich aber nicht!)

Aber keine bekommt viel ab , nach vielleicht fünfzehn Sekunden hören wir wieder auf. Blaue Flecken hinterläßt das trotzdem.

Dann müssen sie „Aufstellung nehmen“, d.h. sich der Größe nach geordnet hinstellen.

„So, haben wir eure ungeteilte Aufmerksamkeit?“, fragt Richie.

„Ja, Sir“, kommt es unisono zurück.

„Also, die Anna kann das gut mit dem Servieren und wird euch jetzt mal zeigen, wie das geht.“ Er nickt mir zu. Ich lächle ihn geschmeichelt an und trete vor.

Wir befinden uns im geräumigen Obergeschoß, dort, wo sonst geprügelt und gequält wird. Heute vormittag sind wir alleine hier. Es ist still und nur meine Stimme ist zu vernehmen, während ich rede.

„Kommt mal her bitte und paßt auf.“

Ein Stirnrunzeln Richies. Das mit dem „bitte“ hätte ich mir schenken können.

Aus der Küche haben sie uns Tabletts verschiedenster Größe hinaufgebracht, Gläser, Flaschen, Teller. Karaffen mit Wasser. Alles steht auf diversen Böcken und Pritschen, so, als wäre das deren eigentliche Bestimmung.  

Ich war immer schon stolz auf meine Balancierkünste.  Tänzerische Bewegungen liegen mir.

„Mädels“, so instruiere ich sie, die nun im Halbkreis um mich stehen, „zu einer guten Mahlzeit gehören drei Dinge: gutes Essen, die jeweilige Herrschaft und eine hübsche Sklavin, die mit Grazie zu servieren versteht. Vergeßt nie- das Auge ißt mit! Und jetzt füllt sämtliche Gefäße mit Wasser aus den Karaffen. Auch die Teller, bitte.“ (Das lasse ich mir nicht nehmen, zumindest nicht, wenn mein Lover die Oberaufsicht führt.)

Sie tun es, tuschelnd und kichernd. Was sie strenggenommen natürlich nicht dürften. Offenbar macht es ihnen das Ende der Monotonie genauso viel Freude wie mir. Einen Moment lang kommt mir das Surreale der Situation zu Bewußtsein. Da hatte ich mich so gefürchtet vor der Sklavenschule und nun darf ich Anderen was beibringen und ich muß auch gar nicht arg grausam sein dabei. Das ist doch o.k. Wenn ich an diesen alptraumhaften Anfang denke. Warum eigentlich? Zumindest meine Mädels wirken absolut nicht so, als ob sie je was anderes gewollt hätten, als brav zu dienen. Wie ich ja eigentlich auch. Dennoch kommt es mir so vor, als verstünde ich erst jetzt, was „Gehorsam“ wirklich bedeutet. Das tun und zwar gerne, was einem befohlen wird. Ohne Widerstände, ohne inneres Aufbegehren. So wie ich nun vollkommen bereit bin, Mitsklavinnen Schmerz zuzufügen, weil es so angeordnet wurde. Eine Woge der Erleichterung, ja fast Freude durchflutet mich, als ich mir darüber Rechenschaft ablege. So weit war ich noch nie in meinem Leben, also nicht dauerhaft, meine ich.

In diesem beschwingten Gefühl bin ich voll Herrin der Lage. Ich führe ihnen alles vor, mit wassergefüllten Tellern, Gläsern, Flaschen. Alles bis an den Rand, versteht sich. Großes Tablett, mittleres Tablett, kleines Tablett. Anheben, Tragen, Knicksen mit Last, das Tablett präsentieren, wieder Knicksen, ganz tief diesmal, absetzen, flink den Inhalt verteilen. Ich verschütte keinen Tropfen.

„Lächeln. Hört nie auf zu lächeln. Und wackelt mit dem Arsch. Streckt eure Dinger nach vorn. Egal, wie klein die sind und wie scheiß- schwer das Tablett ist, ja?“ Wieder Kichern.

Wer jetzt übrigens meint, schwere Tabletts wären am schwierigsten handzuhaben, der irrt. Hat man die einmal richtig ausbalanciert, kommen sie nicht mehr so schnell aus dem Gleichgewicht.

Anderes die kleinen, mit einer Flasche und zwei, drei  Gläsern drauf. Da kann ruckzuck was umkippen, und dann- „kann der Allerwerteste sich auf was gefaßt machen. Also da Vorsicht und wirkliche Konzentration, meine Damen.“

Zum Abschluß nehme ich mir ein solches kleines Tablett und tauche damit in einem eleganten Schwung unter einem hüfthohen Prügelbock durch. (Derselbe, auf dem mich der Zuchtmeister zwei Tage später jämmerlich durchhauen sollte, als erste meiner acht „Sitzungen“. Die waren nämlich mitnichten gestrichen, auch nicht für die Frau Hilfsaufseherin, oh nein!)

Das gibt Szenenapplaus, auch Richie applaudiert.

„So, ihr Fotzen“, wendet er sich an meine Elevinnen, „nun ihr!“


Es klappt eine zeitlang so leidlich, wenn auch nicht so formvollendet wie bei mir. Dann kommt bei der kleinen Dreizehnjährigen das große Tablett ins Rutschen, das sie nur mit Mühe gerade noch stemmen konnte. Der Richie hatte aber auch alles draufgebeugt, was nur Platz hatte. Unter Riesen- Geschepper gibt es einen Haufen Bruch. Die Kleine steht mit hängendem Kopf hilflos daneben und fängt zu heulen an. Richie klatscht ihr ein paar runter, worauf sie noch lauter flennt.

„Bitte, Sir, bitte, Anna, bitte nicht bestrafen!“

Eigentlich sollte ich Mitleid mit ihr empfinden, zumal sie ja im Grunde wirklich nichts dafür kann, aber zu meiner Überraschung verspüre ich jenes wohlbekannte Ziehen im Schritt. „Mein Gott, ich werde ja feucht“, schießt es mir noch durch den Kopf.

Richie schaut mich an: „I wo, das werden wir doch nicht, was Anna?“, neckt er mich.

„Aber nein, woher denn!“, steige ich darauf ein.

Die Kleine nimmt das für bare Münze und trocknet ihre Tränen mit dem Handrücken.





Kapitel 73




Im Anschluß kam dann das böse Erwachen für sie. Richie führte die Anderen weg, sie mußte zurückbleiben mit mir. „Warte auf mich“, meinte er noch im Hinausgehen. Ich nickte beklommen: „O.k., Richie.“ Was jetzt kommen sollte, paßte mir gar nicht. Ich meine, ich mag Kinder und keinem Kind sollte man weh tun, finde ich. Also wenn es ein Argument gegen die Sklaverei gibt, dann, dass auch Kinder Sklaven sein müssen. Ich fühlte mich ganz furchtbar in meiner Uniform und mit dem Gummiknüppel in der Hand, wie ich so die kleine Jasmin bewachte. (So hieß sie nämlich, ihre Kameradinnen nannten sie so, ich versuchte immer, möglichst viel mitzukriegen, wenn sie sich unterhielten beim Frühstück.)

Die stand jedenfalls still da und ließ den Kopf hängen und ich kam mir immer mehr vor wie ein Monstrum.

Inzwischen war mir natürlich auch die finstere Absicht meiner Peiniger so langsam klargeworden, ich bin ja schließlich nicht blöd. Sie wollten, dass ich mich selber verriet. Und in ihrem Sinne machte ich da gute Fortschritte und das erfüllte mich mit zunehmender Verzweiflung. Aber ich zweifelte keine Sekunde daran, dass ich schnurstracks in Sklavengefängnis wandern würde, sollte ich nicht mitmachen. Also offener Ungehorsam kam jetzt nicht mehr in Frage, so viel stand fest, außer sie verlangten ganz schlimme Dinge von mir. Aber vielleicht konnte ich ja den Richie davon überzeugen, dass das nicht richtig war, der Jasmin was zu tun, er mußte doch spüren, dass ich ihn mochte und nicht nur mit ihm in die Kiste ging, weil er mich dazu bestimmt hatte und....

„Anna?“

„Ja?“

Ich war froh, dass sie mit mir sprach.

Sie kam rüber zu mir und umfaßte mich mit  ihren Armen. Sie reichte mir gerade mal bis zu den Schultern, und ich bin ja auch nicht gerade großgewachsen.

„Anna, bitte, laß mich gehen!“

Ich seufzte und machte mich vorsichtig frei aus ihrer Umklammerung.

„Das geht nicht, Jasmin, und du weißt es.“

„Anna, bitte“, quengelte sie rum, schien mir keinen Glauben zu schenken, „du bist doch jetzt ´ne Aufseherin und wenn du sagst, ich werde nicht bestraft, dann steht´s doch eins zu eins. Deine Meinung gegen die von diesem Richie.“ Sie schaute mich echt hoffnungsvoll an. 


Mit Richie war aber nicht zu reden.

Wir schafften Jasmin in den Keller. Dort wurden unter anderem Straffesselungen vorgenommen.

Inzwischen blickte ich auch besser durch beim System des Hauses.

Keller- das bedeutete Straffesselungen, Zwangs-, Dildo- und Maschinenficks. Besonderes Augenmerk- Abrichtung zur Dreiloch- Hure. Ging man im Keller den Gang entlang, war aus den angrenzenden Räumen  eine ständige Kakophonie aus würgenden Lauten, Stöhnen und Aufschreien zu vernehmen. Geknebelt wurde eher selten, alle sollten jederzeit zugänglich sein- mit, wie bereits gesagt, sämtlichen Löchern.

Die Räume waren groß und nur spärlich erhellt durch Glühbirnen und in der Regel bis auf den letzten Platz belegt. Im Gang standen oder lagen schon die nächsten Anwärterinnen, bereits mehr oder minder verschnürt. Drinnen ging´s heftig zur Sache- Dildos in die Fresse, den Arsch und selbstverständlich auch die Fotze. Sie hatten da so lange Stangen, eigentlich Besenstiele, um genau zu sein, an deren Ende sich Gummi- Schwänze verschiedendster Größe befanden. Damit wurden die Opfer penetriert. Wenn man sie nicht gleich auf eine Fickmaschine schnallte. Das wurde sehr rasch zur Tortur, den verzerrten Gesichtern und dem Stöhnen der darauf befindlichen Frauen (und Mädchen) nach zu urteilen, wenngleich diese Maschinen natürlich so konstruiert waren, die „Fotz gut zu ölen“, also sprich, die Dildos an der anatomisch korrekten Stelle Gleitgel absonderten. Auf die althergebrachte Weise vergewaltigt wurde natürlich auch, versteht sich.

Diese Vorgehensweise beschränkte sich aus naheliegenden Gründen auf die beiden unteren Löcher, in die Kehlen schob man meist herkömmliche Kunstglieder, und zwar von Hand und mit der entsprechenden Vorsicht. Oder vielleicht besser: Umsicht, denn Erbarmen gab es keins. Die Dinger mußten rein, koste es, was es wolle, wenn die Herrschaft eine Mund- und Kehlensklavin wünschte, hier in dieser Schule wurden sie hergestellt. Wenn sich eine weniger dazu eignete (und welche Frau tut das schon, schließlich sind wir dafür nicht gebaut) gab´s halt eine medizinische Maulklemme, oft auch eine Kopf- Fixierung mittels einer einfachen Schädelpresse (oder der Methode: Nasenring und Kette) beim ohnehin bis zur Bewegungslosigkeit verschnürten Objekt, dann erst Öl in den Hals(was oft Hustenanfälle auslöste) und dann den Pimmel. Es waren schon Experten, die da hantierten, aber wie gesagt, ohne Widerstände ging´s nicht. Bei vielen klappte es auch nicht beim ersten Mal oder den ersten Malen, außer einer stundenlangen Tortur mit Würgen und Kotzen tat sich erst mal nichts, und wenn „er“ dann endlich reinflutschte in einer denkwürdigen Sitzung, waren oft sowohl dem Opfer als auch dem Folterer Erleichterung anzumerken. Klar dass im Keller auch geprügelt wurde, recht heftig sogar mitunter, genauso wie im Dachgeschoß, in dem ich mich ja auch regelmäßig zu melden hatte und dessen eigentliche Bestimmung harte Abstrafungen waren, immer auch eine Kollektion an Dildos bereitlag. Also ganz so eindeutig war das alles nicht getrennt, aber es gab schon Schwerpunkte, und der Keller, in den wir uns mit einer durch und durch unglücklichen Jasmin begaben, diente eben in erster Linie der Produktion von Sex- Sklavinnen und stunden- oder tagelangen Zwangsfesselungen. Was auch oft Hand in Hand ging- eine wird tagelang vollständig ihrer Bewegungsfreiheit beraubt, mit kurzen Unterbrechungen zum Toilettengang und Duschen alle zwölf Stunden und zwischendurch von der halben Belegschaft oder sonstwie rangenommen.

O.k.; die Jasmin war gar nicht begeistert, dass es mir nicht gelungen war, den Richie umzustimmen. Ich glaube, sie hielt es für eine Pflicht von mir als ihrer Mitsklavin, alles in meiner Macht stehende zu tun, ihr die Bestrafung zu ersparen und dazu meine Position als Hilfsaufseherin bis zum letzten in die Waagschale zu werfen. Während ich es nach der ersten ernsthaften Maulschelle, die mir Richie verpaßte, aufgab. Zwei, drei Backpfeifen steckte ich noch weg und appellierte an unser Verhältnis als Liebende und er möge doch mir zuliebe Gnade vor Recht ergehen lassen, doch als er ernsthaft böse wurde, entschuldigte ich mich und hielt den Mund. Er gab mir erst mal Redeverbot, so sauer war er, aber ich wäre auch ohne das  still gewesen, so sehr schämte ich mich meiner Penetranz. Es tat mir wirklich leid, ihn so gereizt zu haben, ihn, der doch immer gut zu mir war, und ich nahm mir vor, ihn heute nacht weidlich zu entschädigen dafür.

In Richies Gegenwart traute sich Jasmin natürlich nicht, auch nur einen Pieps von sich zu geben, aber sie trat mir zwei bis dreimal in die Hacken, während sie hinter uns herlief, und das hat sie bestimmt aus voller Absicht getan, da bin ich mir sicher. Und wegen diesem kleinen Luder hatte ich das Verhältnis zu Richie belastet. Ist doch ihre Sache eigentlich, wenn sie kein Tablett tragen und nicht gehorchen kann. Wenn sie brav gewesen wäre, wäre sie nicht hier, genauso wenig wie ich. Aber während ich mich bemühte, gehorsamer zu werden (und vielleicht war meine Position als Hilfsaufseherin doch eher eine Art „Beförderung“ als böse Absicht), war sie frech und aufsässig und glaubte gar, straffrei davonzukommen. Der Richie hatte schon recht- auch ihr durfte man nicht alles durchgehen lassen, so jung sie auch noch war. Ich in ihrem Alter war da schon viel bräver gewesen, schon weil Mama mich immer zur Arbeit und zum Gehorsam anhielt, so viel stand mal fest.

Und außerdem- klagte ICH etwa darüber, dass ich mich regelmäßig beim Zuchtmeister zu melden hatte? Glaubt ihr, das war einfach? Erst gnadenlose Dresche einzustecken und dann hinterher diesem fetten stinkenden Alten auch noch einen zu blasen? Und zwar „mit vollem Zungeneinsatz“, wie er das nannte, d.h. voll zärtlicher Ergebenheit. ICH brachte das, bis er nach einer Ewigkeit endlich in meinen Mund ejakulierte, und dann SCHLUCKTE ich das Zeug auch noch, so widerlich viel und nach Fisch schmeckend das auch sein mochte. Und ich tat es zwischenzeitlich sogar GERN, weil ich einsah, dass es sein mußte und ich es mir letztendlich selber eingebrockt hatte. Gut, Jasmin konnte das nicht wissen, der Zuchtmeister und ich waren allein während meiner Bestrafungen, aber mir erschien meine Einstellung als ein leuchtendes Vorbild und so wie Jasmin sich das dachte, war das einfach nur frech. Irgendwie war ich stolz auf mich: ich gehorchte ja auch dem Richie echt gut eigentlich und das heute, das war gewissermaßen ein Ausrutscher und ich würde mich noch mal und in aller Form bei ihm entschuldigen dafür und durch besondere Hingabe im Bett heute nacht auch beweisen, wie ernst es mir war mit meiner Reue.

Mich solchermaßen überlegen fühlend, fiel es mir leicht, Jasmins kindische Racheaktion großzügig zu übergehen, wenn es denn überhaupt eine solche war, denn wir gingen ziemlich schnell und sei mußte hinterher hasten. 






Kapitel 74


Drei Tage vergingen ohne Jasmin in unserer „Serviergruppe“. Ich hatte auch nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, was sie wohl anstellten mit ihr im Keller, in dem wir sie abgeliefert hatten. Sie heulte und flennte nur noch und wir übergaben sie den Wachen und machten, dass wir wegkamen. Richie, weil er endlich Feierabend haben und sich an mir gütlich tun wollte („Komm nachher gleich auf mein Zimmer, Anna, du wirst gefickt.“ „Ja, Richie!“), ich aus einem unbestimmten Schuldbewußtsein Jasmin gegenüber und weil mir die Atmosphäre der Ortes aufs Gemüt schlug. Alleine der Anblick der Dastehenden auf dem Gang genügte mir. Minimum waren Handschellen und auf den Rücken gefesselte Hände. Andere lagen auf dem Boden, verschnürt wie Weihnachtspäckchen in Haltungen, die definitiv unbequem aussahen. Um nicht zu sagen- qualvoll. Mir schauderte und die Jasmin tat mir leid.

Aber danach hatte ich nicht mehr viel Zeit, an sie zu denken. Ich mußte Servieren unterrichten, nach zwei Tagen kamen neue Mädchen, nur die Achtzehnjährige blieb, weil sie es einfach nicht richtig lernte. Der Richie war echt ungehalten drüber: „Anna, du mußt es der blöden Sau einfach beibiegen. Die stecken dich sonst auch in den Keller. Und ich muß mir jetzt schon dumme Sprüche anhören deinetwegen. Weil du´s nicht blickst und es ihr nicht beibringst.“ Klatsch- hatte ich eine sitzen.

„Tut mir leid, Richie. Entschuldige. Ich will mir mehr Mühe geben.

„Ja- aber mach hinne!“ Klatsch- noch eine!

Das war ein schlechtes Zeichen. Meist kassierte ich nur eine. Zwar recht häufig, viel öfter als bei meinem Herrn, er war eben noch jung und impulsiv, die Gäule gingen leicht durch mit ihm, aber eben nur immer eine.

Also legte ich mich ins Zeug. Besorgte mir eine Reitgerte und ich glaube, die arme Erika (so hieß sie) hat noch nie so häufig Dresche gekriegt wie am folgenden Tag. Ich schlug sie grün und blau und blutig aber am Ende dieses Tages bestand sie ihr „Abschlußexamen in Servierkunde“, wie der Richie das nannte unter seinen kritischen Augen (und denen des Zuchtmeisters).


Später, auf der Toilette, sollte ich Erika noch einmal begegnen. Es war unangenehm. Ich wollte mich gerade setzen, um mich zu erleichtern, als sie sich auf einmal zu mir hineindrängte in meinen Toilettenkubus, Türen gab es keine, nur so seitliche Trennwände.

„Hör zu, Miststück“, zischte sie; natürlich verbotenermaßen, „schöne Grüße von Larissa und wir machen dich fertig, verlaß dich drauf!“ Und weg war sie.

Ich bekam einen heillosen Schreck, nicht nur wegen der Überraschung. Wer war „Wir“? Nur die Beiden? Oder andere auch? Was hieß „fertigmachen“? Wollten sie mich umbringen? Und außerdem- ich hatte doch nie und nimmer gewollt, was mit Larissa geschehen war und es tat mir doch echt sowas von total leid und was wollte die Erika überhaupt- sie war doch eine Sklavin und eine Sklavin wird halt geprügelt, wenn sie nicht spurt oder sich deppert anstellt, war das vielleicht meine Schuld? Ich hatte doch schließlich auch keine Wahl, so tröste ich mich, ob ich oder ein Aufseher prügelte, das war doch juck.

Aber ich hatte schon Angst. Das gab es, dass eine Sklavin von ihren Mitsklavinnen umgebracht wird, wenn sie die anderen „verrät“ an die Herrschaft, da hatte ich schon davon gehört. Ich setzte diesen „Verrat“ geistig gewissermaßen in Anführungszeichen, vor kurzem hätte ich das sicher nicht getan.

Außerdem tat es mir echt weh, dass die Larissa mich nun haßte. Sie war mir sehr sympathisch und ich sah mein Unrecht ja ein und hatte mir schon tausend mal die Worte zurechtgelegt, mit denen ich ihr meine absolute Reue zum Ausdruck bringen wollte- aber gleichzeitig überlegte ich fieberhaft, wie ich dieser Bedrohung, die nun über mir schwebte und die ich ernst nahm, wohl entkommen könnte. Sollte ich vielleicht Richie einweihen? Aber das hieße, in den Augen der Restlichen erst recht als Verräterin dazustehen, ich entschloß mich, es noch aufzuschieben erst mal und auf der Hut zu sein, aber wenn keine andere Möglichkeit bestand, mußte ich es wohl oder übel tun. Obwohl das mit Sicherheit bedeutete, dass Erika und Larissa ins Sklavengefängnis kämen und diese Schuld konnte ich unmöglich auf mich nehmen, auch gab es vielleicht sowieso noch Andere, die mir nach dem Leben trachteten- oh Gott, war das alles schrecklich!


In der Nacht redete ich doch mit Richie, ich verbrachte die Nächte ja meist bei ihm, in seinem kleinen Zimmer, das er unter der Woche bewohnte, da er von ziemlich weit weg kam und auf die sporadischen öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen war. Über ein Auto verfügte er nicht, er hatte noch nicht mal einen Führerschein.

Das heißt, ich steuerte das Thema nicht direkt an.

„Richie, warum kaufst du mich nicht?“, so begann ich nach dem Liebemachen, an dem mir ja, wie gesagt, genauso viel lag wie ihm, er war nicht nur ein guter Liebhaber, sondern ich mochte ihn aufrichtig und hatte ihn sehr gern.

„Ja, bist du denn überhaupt zu verkaufen? Dein Herr müßte ja blöd sein, wenn er so eine gute Ficke wie dich verscherbeln würde“, neckte er mich.

Es war übrigens so, ich war jetzt für die anderen Aufseher Richies „Ficke“, so nannte sie die, die einer für sich allein beanspruchte. Der beste Schutz vor Vergewaltigungen, nur der Zuchtmeister hätte noch das Recht dazu gehabt, und der begnügte sich ja damit, sich einen blasen zu lassen von mir. Noch ein Grund mehr, den Richie zu lieben. Außerdem verdrosch er mich nicht; und diese vielen Ohrfeigen- nun ja, im Bett wußte ich sein Temperament zu schätzen, und es hat eben alles seine Schattenseiten.

Und man konnte mit ihm reden, dem Richie, und er gab mir nur ganz selten mal Sprechverbot.

Aber wir waren bei unserer Unterhaltung an jenem Abend, als ich so viele Sorgen hatte.

„Ach, Richie, weißt du, das kommt immer darauf an, wieviel einer zahlt. Du wärst doch auch schön blöd, wenn du dir mich entgehen lassen würdest. Was wäre ich denn dir wert?“, gab ich zurück.

Das war natürlich alles scherzhaft gemeint, schließlich stand ich ja wirklich nicht zum Verkauf. Aber ich hätte wirklich gerne dem Richie gehört, auch wenn er wohl kaum so viel Geld hätte erübrigen können, wie ich mit meiner Jugend und Schönheit wohl wert war. Zumal ich ja jetzt auch noch ganz gut abgerichtet war zwischenzeitlich.

Richie schien zu überlegen.

„Sagen wir mal fünfzehn Mille. Aber woher nehmen? Und den Führerschein muß ich auch noch machen. Eigentlich spar ich gerade drauf, weißt du.“

Kalte Dusche. Klar, nach mir würden noch andere Ficken kommen. Trotzdem tat es weh. Er muß meine Enttäuschung gespürt haben, denn er fuhr fort: „Anna, wenn wir dich hier raus schmuggeln könnten, könntest du das Geld selber verdienen.“ Er grinste. „Ich kenne einige, die einiges locker machen würden, wenn sie über dich drüber rutschen dürften. Und dieses Geschäft könnte man noch ganz schön ausweiten, stelle ich mir mal vor.“

Es war mir klar, dass er nicht im Ernst sprach. Er wollte nur seinen Fauxpas von vorhin wieder gut machen und mich seiner Wertschätzung versichern.

Ich kuschelte mich wieder an ihn und irgendwie rutschte es mir raus: „Ich muß auch raus von hier, Richie, die wollen mich nämlich umbringen.“

Er schaute mich an wie vom Donner gerührt.

„Wer? Wer will dich umbringen, Anna?“, stammelte er. Er schien das auch ernst zu nehmen. Jeder wußte, dass Sklaven die Dinge manchmal „auf ihre Weise“ regelten.

„Wer, Anna, wer? Sag schon.“

Ich schwieg.

„Los, sag schon!“ Er rüttelte mich bei den Schultern.

„Was geschieht mit ihnen, wenn ich es sage, Richie?“

„Mein Gott, was soll schon geschehen mit ihnen? So weltbewegend ist das ja auch nicht, wenn ein Sklave den anderen abmurksen will. Ich meine, das geht natürlich nicht, schon gar nicht hier, so eine Disziplinlosigkeit, wenn sich das herumspricht, da kann der Sir seine Schule gleich zu machen.“ Auch sein Personal nannte ihn offenbar so.

Wieder dieser Stich in der Herzgegend.

„Ach so“, begann ich gedehnt, „du hast Angst um den Sir seine Schule...“

„Nein, Anna, natürlich nicht. Also nicht in erster Linie. In erster Linie habe ich Angst um dich, wenn du´s genau wissen willst. Ich hab mich nämlich ganz schön gewöhnt an dich.“

Das nahm ich als eine Liebeserklärung und dafür „leckte ich ihm erst mal den Mund aus“, wie wir das nannten, wenn ich ihm die Zunge reinsteckte, so richtig tief, meine ich.

Als er wieder zu Wort kam, wiederholte er noch mal: „Also, wer? Du mußt es mir sagen, sonst bist du hier nicht mehr sicher. Die kommen schon nicht ins Sklavengefängnis, das kannst du mir glauben. So was würde viel zu viel Aufsehen erregen, die regeln das hier, und zwar ohne fremdes Eigentum zu beschädigen und so, dass du wirklich deine Ruhe bekommst. Vertrau mir!“

Wahrscheinlich hatte er recht. Einen Skandal konnten die hier nicht gebrauchen. Und eine tote Sklavin war ganz schlecht fürs Geschäft.

„Ich will es dir ja sagen, aber sag mir zuerst, was mit ihnen geschieht.“

„Na ja, die werden exemplarisch bestraft und dann geht´s in Einzelhaft. Wenn die dort rauskommen, sind sie ganz brav. Kannste deinen Arsch drauf verwetten.“

Ich wollte die beiden nicht angegeben.

„Richie, das hilft nichts. Die sind nicht alleine. So was wird immer in einer größeren Runde beschlossen, ich meine, wenn eine als Verräterin verurteilt wird.“

„Herzallerliebste Anna- Verräterin, vielleicht in großen Haushalten- aber doch nicht hier! Oder meinst du, die schaffen das, sich so abzusprechen?“

„Ich weiß nicht. Kann schon sein. Wir sind nicht so blöd, wie ihr manchmal denkt.“

„Anna, das weiß ich!“

Erst mal haben wir noch eine Runde gefickt, dann waren wir aber immer noch so ratlos wie vorher.

Weil ich auch nicht mehr weiter wußte, habe ich die Namen dann doch genannt. Hinterher mußte ich auf die Toilette; kotzen.

Richie war sehr verständnisvoll und ich weiß jetzt, dass ich mich auf alle Fälle nicht mehr alleine unter Sklavinnen wagen sollte, sondern besser nur noch „im Pulk“.

Schußwaffen trägt übrigens keiner von den Aufsehern im Dienst, das wäre zu gefährlich, sollte mal eine entwendet werden.  

Man darf nicht vergessen- zahlenmäßig sind die Sklavinnen weit überlegen. Aufstände sind zwar generell sehr selten, zumindest erfährt man praktisch nichts davon. Es gibt, neben der allgemeinen Atmosphäre der Angst und Unterordnung unter uns Sklaven ja auch kaum Solidarität, geschweige denn eine richtige Organisation, also nicht dass ich wüßte. Dafür reihenweise Verräterinnen wie mich, in größeren Haushaltungen oder den sogenannten „Brutställen“, wo sie uns regelrecht züchten. (Die dort untergebrachten Frauen sind dem Vernehmen nach ständig schwanger, von Sklaven, versteht sich. Man versteigert angeblich schon Kleinkinder...)

Ich fühle mich schuldig und habe Angst.

Wie gesagt, Richie versteht das: „Anna, du hast sowieso keine andere Wahl, als mit uns zu kooperieren, das weißt du. Also mach dir keinen Kopf und nimm´s hin und denk dran: deinen Herrn freut´s, wenn wir ihm berichten können, wie vollständig willfährig du geworden bist.“

Trotzdem fühle ich mich schuldig.                

          

                   

                    











                 

                       


Review This Story || Author: Michael Fuhs
Previous Chapter Back to Content & Review of this story Next Chapter Display the whole story in new window (text only) Previous Story Back to List of Newest Stories Next Story Back to BDSM Library Home